- englisch below - 

 Bei jeder Wache stellt sich automatisch eine Frage deren Beantwortung viel, wenn nicht alles, über die Arbeitsweise dieser in jener Stadt vorhandenen Institution aussagt:

„Sed quis custodiet ipsos custodes?“ – „Wer aber soll die Wächter selbst bewachen?“

Gerade im Fall von Düsterwacht ist diese Frage sehr komplex mit derzeit vier (!) Parteien zu beantworten und hat daher diesen Aufsatz verdient. Die erste Partei ist ganz klar Michiel van Lyrsek, der amtierende Baron. Allerdings neigt der leutselige, alte Mann oft sehr gnädig in seinen Ansichten in Bezug auf das Verhalten der Wächter zu urteilen.
Schlägt einmal einer der ihm Unterstellten über die Stränge, oder ein paar Schädel, tut er dies gerne als „Bubenstücke“ oder „Missverständnisse“ ab. Auch sind die von ihm verhängten Urteile, sollte es wirklich mal zu einer Verhandlung kommen, meistens auf der gnädigen Seite der möglichen Strafmaße anzutreffen.


Diese Art des „laissez-faire“ ist wahrscheinlich verantwortlich für das Entstehen der zweiten Partei.
Diese zweite zu betrachtende Partei ist, wie zu erwarten war, gar nicht vorhanden. Es handelt sich bei diesen Wächtern um Personen vom, wie sie selbst gerne betonen, „alten Schrot und Korn“. Damit ist gemeint, dass sie gerne Zuwendungen aller Art entgegennehmen, um ihre Sehkraft im Bezug auf bestimmte Vorkommnisse von adlerscharf bis maulwurfsblind zu gestalten. Hier hilft nur mit ausnehmender Freundlichkeit in Form materieller Güter seinen Wünschen Ausdruck zu verleihen, eine Verbrechensverfolgung oder die Aufgabe derselben bei diesen „Gesetzeshütern“ zu erreichen. Manche begrüßen, andere verabscheuen dies. Je nach ihren Absichten und der Fülle ihrer Geldbeutel.

Die dritte Partei ist die Kirche des ewigen Feuers. Sie hat langsam aber stetig ihren Einfluss auf die Wächter ausgedehnt und es sind Vorkommnisse bekannt, in denen diese fast wie eine Inquisition auftrat. Hier scheint sich eine Art Machtkampf zu manifestieren, in der die Kirche des ewigen Feuers langsam an Boden zu gewinnen scheint. Allerdings verändert sich seit einiger Zeit das Verhalten der Wache noch einmal grundlegend, was uns zum abschließenden Punkt bringt:
Die vierte und neueste Partei hört auf den Namen „Hauptmann Schneid“. Seit er nach dem Tod seines Vorgängers die Wache übernahm, formte er diese nach den klaren Vorgaben des Gesetzbuches. Er ist der Meinung, dass nichts und niemand über dem Gesetz stehen kann und darf. Sei es Adel, Kirche oder nach den Behauptungen mancher sogar die Götter selbst. Hauptmann Schneid würde keinen Moment vor einem Verhör oder einer Verhaftung zurückschrecken. Auf die Frage „Wer bewacht die Wächter?“ antwortete er mit einem einfachen „Ich.“ Wenn man weiter fragt, wer denn dann bitte ihn bewachen würde, antwortet er mit „Auch ich.“ Und niemand, der diesem Mann dabei in die Augen schaut, wird bezweifeln, dass damit alles an Bewachung vorhanden ist, was eine Wache braucht.

Was die Situation in Düsterwacht so einmalig macht, ist die Tatsache, dass alle vier Einflüsse gleichzeitig und parallel am Werk sind.
Wer sich also an einen Wächter wendet, wird,  je nach angesprochener Person, mit gutmütigem Nicken, Geldbeutel belastenden Nachforschungen, inquisitorischen Nachfragen oder völliger Gerechtigkeit konfrontiert.

Einheimische wissen natürlich, wann sie sich an wen mit welchen Anliegen zu wenden haben.
Durchreisende sollten sich jedoch auf alle vier Möglichkeiten vorbereiten, denn selten ist es genau die Art der Verbrechensverfolgung die der Fragende nun gerade im Sinn hat. Und der falsche Ansatz bei der falschen Person kann leicht in überraschend turbulenten Geschehnissen gipfeln.
Abschließend kündige ich weitere Untersuchungen der Entwicklung in Düsterwacht an, da diese Situation genauso interessant wie amüsant für den Gesetzestreuen Beobachter ist.


Aufsatz zur Exkursion eines Studenten des Fachbereiches Jurisprudenz / Universität Oxenfurt

 

With every guard, a question automatically arises, the answer to which tells much, if not everything, about the functioning of this institution present in that city: "Sed quis custodiet ipsos custodes?" - "But who shall guard the watchmen themselves?"

Especially in the case of Düsterwacht, this question is very complex to answer with currently four (!) parties and therefore deserves this essay.
The first party is clearly Michiel van Lyrsek, the acting Baron. However, the affable old man often tends to be very gracious in his opinions regarding the behavior of the guards. If one of his subordinates ever goes over the top, or cracks a few skulls, he likes to dismiss it as "knavery" or "misunderstanding." 

Also, the sentences he hands down, should there really be a trial, are usually on the lenient side of the possible sentences. This kind of "laissez-faire" is probably responsible for the emergence of the second party.

This second party to be considered, as could be expected, does not exist at all. These guardians are people of what they themselves like to call "old grist and grain." What is meant by this is that they gladly accept allowances of all kinds in order to shape their vision with respect to certain occurrences from eagle-sharp to mole-blind. Here, only expressing one's wishes with exquisite kindness in the form of material goods helps to achieve a crime prosecution or the abandonment of the same with these "law enforcers". 

Some welcome, others detest this. Depending on their intentions and the abundance of their purses.
The third party is the Church of Eternal Fire. It has slowly but steadily extended its influence over the Guardians, and incidents have been reported in which it has acted almost like an inquisition. A kind of power struggle seems to manifest itself here, in which the Church of Eternal Fire seems to be slowly gaining ground. However, for some time now, the guard's behavior has been undergoing another fundamental change, which brings us to the final point:

The fourth and newest party goes by the name of "Captain Schneid." Since he took over the Guard after the death of his predecessor, he shaped it according to the clear guidelines of the Code. He believes that nothing and no one can and must be above the law. Be it nobility, church or according to the claims of some even the gods themselves. Captain Schneid would not for a moment shy away from interrogation or arrest. When asked, "Who guards the guards?" he would answer with a simple, "I do." When asked further who would please guard him then, he responded with, "Me, too." And no one who looks into this man's eyes at this will doubt that this provides all the guarding a guard needs.

What makes the situation in Bleak Night so unique is the fact that all four influences are at work simultaneously and in parallel.Thus, whoever approaches a guard will be confronted with good-natured nods, purse-straining inquiries, inquisitorial inquiries, or complete justice, depending on the person addressed.

Locals, of course, know when to approach whom with what concerns.
However, transients should prepare for all four possibilities, because it is rarely exactly the type of crime prosecution the questioner now has in mind. And the wrong approach to the wrong person can easily culminate in surprisingly turbulent events.
In conclusion, I announce further investigation of developments in Bleak Night, as this situation is as interesting as it is amusing for the law-abiding observer.


Essay on the field trip of a student of the Department of Jurisprudence / Oxenfur University.

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